Als Verbraucher freue ich mich über Wettbewerb. Ich möchte freiwillig Kunde sein und selbst wählen können – egal ob Strom, Telefon oder „Muckibude“. Wer dagegen nur Gebühren abbucht, erobert nicht so schnell mein Herz. Aber ist mir deshalb egal, wie meine Entsorgung geregelt ist? Nein.
Wir Deutschen haben genügend Wasser und schätzen uns gegenseitig als Recycling-Weltmeister. Aber inzwischen punkten auch andere Länder mit innovativen Systemen rund um Abfall und Wasser. Auch wenn wir eigentlich zufrieden mit der Abfallentsorgung in Deutschland sind (Statista), ärgern wir uns immer mehr über die zahlreichen Verpackungen (VZ NRW). Wir trennen gewissenhaft, aber wenn wir es mal eilig haben oder der Abfallbehälter schon voll ist, verlassen wir uns aus Faulheit doch auf die Entsorgungsbetriebe (Frankfurt/FES).
Schon beeindruckend, wie andere dem Problem zu Leibe rücken. In der südkoreanischen Stadt Songdo checken smarte Hightech-Müllschlucker die korrekte Mülltrennung und saugen den Abfall per Rohrsystem zu einer Sammelstelle. Kein Gestank und kein Müllwagen mehr, der im Berufsverkehr im Weg steht. Klingt doch ganz nett. Wenn da nicht das Problem mit dem Datenschutz wäre: Die Systeme lassen sich nur mit dem Personalausweis öffnen. Und wenn die Sensoren mal nicht reagieren, wird der Abfall natürlich neben der Klappe abgestellt …
In Amsterdam läuft es weniger autoritär: Die ersten Mülltonnen sind mit Sensoren ausgestattet, die nicht wissen möchten, wer da gerade seinen Müll entleert. Sie melden der Zentrale lediglich den Füllstand. So fühlt der Bürger sich nicht überwacht, der Müllwerker behält seinen Job und kann obendrein seine Route effizienter planen Der Trend geht international trotzdem zu den Unterflurbehältern, die per Chip geöffnet werden und individuelle Abfallgebühren ermitteln.
Übrigens, Amsterdam: Die Stadt entwickelt die ersten selbstfahrenden Boote. Klingt erst mal nach einer Vorbereitung auf den ansteigenden Meeresspiegel. Aber die sogenannten „Roboats“ werden nicht nur Menschen transportieren, sondern auch die Grachten vom Müll befreien und dabei Daten über Wasser- und Luftqualität, Lärm und Krankheitserreger sammeln. Könnte vielleicht auch interessant für andere wasserreiche Städte sein.
Als Verbraucher faszinieren mich die technischen Möglichkeiten rund um Abfall und Wasser. Mir die Krone für meinen Status als Recycling-Weltmeister zu richten – auf Dauer ist das nicht genug.
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