Medial betrachtet, befinden sich vor allem Kliniken aufgrund des Fachkräftemangels in einer »Notlage« – es fehlen gerade in ländlichen Gebieten Pflegekräfte und Ärzte. Doch die Berichterstattung ist nicht unbedingt hilfreich. Das Klinikum Ludwigshafen kämpft gegen dieses negative Image an und will zeigen, wie facettenreich und spannend die Tätigkeiten im Gesundheitswesen sind.
Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, hat das Klinikum Ludwigshafen nach einer Möglichkeit gesucht, den Bewerbungsprozess zu beschleunigen und
die Hürde für den Erstkontakt zu senken. Seit Herbst 2019 kann der Whatsapp-Kontakt das klassische Anschreiben ersetzen. Den Service übernimmt das vierköpfige Team der Pflegedirektion. Ein Handy, eine Whatsapp-Nummer, 24 Stunden Dienst. »Wir antworten innerhalb von einer Stunde, unabhängig vom Wochentag oder der Uhrzeit«, sagt die Pflegedirektorin Alexandra Gräfin von Rex. Ihre Stellvertreterin Marion Dietrich ergänzt: »Wir investieren da viel Zeit rein, im Durchschnitt sind es etwa zweieinhalb Stunden am Tag. Aber die Arbeit lohnt sich; bisher hatten wir keine Schwierigkeiten damit.«
Der Service werde gut genutzt, unabhängig von der Altersgruppe: »Wir beraten die Interessenten und zeigen ihnen verschiedene Optionen auf«, sagt Dietrich. Die Bewerbersituation bewerten sie als sehr gut: »Wir kommen zum Beispiel ohne Leiharbeit aus. Das ist für uns ein großer Erfolg«, ergänzt von Rex.
Der Whatsapp-Kontakt könne das Anschreiben ersetzen, das Bewerbungsgespräch sei aber nach wie vor sehr wichtig: »Wir können nur im persönlichen Gespräch einschätzen, ob jemand zu uns passt«, sagt von Rex. Mit dem Arbeitsvertrag ist aber nicht Schluss mit dem Service: »Auch darüber hinaus unterstützen wir neue Mitarbeiter beispielsweise bei der Wohnungssuche. Mitarbeiterbindung ist für uns genauso wichtig wie Mitarbeitergewinnung«, so Dietrich.
Neben Whatsapp nutzt das Klinikum unter anderem Facebook und Instagram. »Wir möchten dort allen Altersgruppen zeigen, dass der Pflegeberuf Spaß macht. Pfleger sollten stolz auf ihre Tätigkeit sein. Oft begegnen einem nur die negativen Aspekte; von den guten ist leider selten die Rede«, sagt von Rex.
Dass das Pflegedirektions-Team so frei und schnell kommunizieren kann, liege an der Unternehmenskultur und den kurzen Entscheidungswegen: »Wir haben hier die Freiheit, Neues auszuprobieren. Whatsapp ist für uns eine logische Konsequenz aller Aktivitäten in unserem Pflegedienst. Es passt ideal zu unseren flachen Hierarchien«, sagt von Rex.
Erstmals erschienen in der Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK), Ausgabe 01/2020, Beruf & Erfolg