Es gibt kaum einen Monat, in dem EU, Bund oder Länder keine neuen Fördermittel zur Verfügung stellen. Die verschiedenen Fördertöpfe sind genauso vielfältig wie die Bereiche, die sie unterstützen wollen. Neben Förderprogrammen, die Megathemen wie Nachhaltigkeit, Innovation und oder Mobilität adressieren, ist eine unübersichtlich große Zahl von Angeboten auf die oft nur unscharf definierte „Digitalisierung“ ausgerichtet.
Wir haben den Experten Matthäus Bialasinski, Leiter des Förderprojekts Bedarfsorientierte Digitalisierungsansätze für Kleinst- und Kleinunternehmen, kurz DigiKuk, ganz praktisch gefragt, wie man Fördermittel und Digitalisierung konkret auf Unternehmensebene zusammenbringen und effizient nutzen kann.
3 Fragen an … diesmal: Matthäus Bialasinski, Leiter des Projekts DigiKuk in der Region Düsseldorf – Kreis Mettmann
- Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig kleine Unternehmen im Bereich Digitalisierung zu unterstützen?
Wir haben festgestellt, dass die Landeshauptstadtregion zwar bei der Digitalisierung der Unternehmen im Landesvergleich führend aufgestellt ist, die Digitalisierung und ihre Förderung aber bisher hauptsächlich dem Mittelstand zugutekommt: Je kleiner das Unternehmen, desto weniger wahrscheinlich ist ein strategischer Angang, geschweige denn die Inanspruchnahme von spezifischen Fördermitteln.
Dabei haben auch kleine Unternehmen häufig erfolgsversprechende Ideen für Digitalisierungsinvestitionen. Jedoch fehlt ihnen oft das Kapital, um größere Digitalisierungssprünge in der nötigen Geschwindigkeit zu finanzieren. Diese Zurückhaltung führt zu einer schleichend abnehmenden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Um diesem Effekt entgegenzuwirken ist die zielgenaue Vermittlung von Fördermitteln entscheidend. Kleinere Unternehmen sind bei der Fülle von Fördermöglichkeiten oft nicht in der Lage genau zu analysieren, was auf ihre jeweiligen Bedarfe passt. Dabei können die passenden Fördermittel, wie das Projekt DigKuk unter Beweis gestellt hat, angedachte Investitionen beschleunigen oder skalieren. Im Endeffekt werden somit in zahlreichen Unternehmen Arbeitsplätze und Wertschöpfung gesichert, sowie teilweise neue Geschäftsmodelle entwickelt. – Was gut für das individuelle Unternehmen ist, ist dabei auch gut für die gesamte Region, so dass sich die im Projekt praktizierte aktive und aufsuchende Fördermittelvermittlung auch für Düsseldorf und den Kreis Mettmann deutlich auszahlt.
- Wegen der vermeintlichen Komplexität von Förderanträgen, die Unklarheit über die Förderfähigkeit der eigenen Projekte und die Sorge vor nicht enden wollendem Papierkram, lassen viele Unternehmen große Chancen ungenutzt. Wie sind Ihre Erfahrungen in der beratenden Praxis?
Die teilweise stark formalistischen Förderrichtlinien sowie die mit der Beantragung verbundene Bürokratie schrecken tatsächlich viele Unternehmen ab, sich konkreter mit den Angeboten auseinanderzusetzen. Oft sind es genau die Unternehmen, die am zögerlichsten in der Beantragung sind, die den Digitalisierungsschub am dringendsten bräuchten.
Da bei einem größeren Digitalisierungsvorhaben mehrere Programme kombinierbar sind, werden aufgrund des fehlenden Fördermittelmanagements viele Investitionshilfen nicht genutzt. In der Praxis bedeutet dies, dass die Unternehmen durch den Verzicht auf Mittel mit bis zu 60% Förderquote gar nicht oder unnötig zurückhaltend investieren, da sie aufgrund des ungewissen Return on Investment (ROI) oft zu halbherzig handeln.
- EFRE-Projekte, die sich mit Digitalisierung beschäftigen, gibt es viele. Was zeichnet Ihr Pilotprojekt In der Region Düsseldorf – Kreis Mettmann aus? Wie haben Sie Fördermittel für Digitalisierung erfolgreich in die Unternehmerschaft getragen? Und war das Ganze letztlich die Mühe wert?
Ausgangspunkt des Projekts war unsere Erfahrung, dass viele unserer Angebote, die wir zum Thema Digitalisierung gemacht haben, bei der Zielgruppe nicht ankamen. Im Rahmen des vom Regionalmanagements Düsseldorf – Kreis Mettmann angestoßenen EFRE-Projekts DigiKuk beleuchten wir deshalb die Bedarfe der kleinen Unternehmen ganz gezielt und erproben neue Ansätze, um genau diese Gruppe verstärkt zu erreichen.
In umfangreichen Gesprächen mit unserer Zielgruppe haben wir herausgearbeitet, dass das A und O die direkte und individuelle Ansprache ist. Die Wirtschaftsförderungen haben aber nicht die Kapazitäten, zu allen Unternehmen Kontakt aufzunehmen und auf aktuelle Fördermöglichkeiten hinzuweisen. Also haben wir gesagt, warum lassen wir das nicht diejenigen machen, die eh in regelmäßigem Kontakt zu den Unternehmen stehen, nämlich unternehmensnahe Dienstleister? Das waren in unserem Fall zum Beispiel Marketingagenturen, IT-Dienstleister, Steuerberater und so weiter.
Diese Dienstleister schulen wir in kurzen Workshops zu den aktuellen Förderaufrufen. Die Teilnehmenden fungieren damit als Multiplikatoren, deren Kunden sich wiederum die Leistungen der Agentur fördern lassen können – vergleichbar im B2C-Bereich mit einem Autohändler, der mit dem Aufzeigen staatlicher Zuschüsse seine Neuwagen verkauft. Die geschulten Dienstleister haben also ein Eigeninteresse die Förderprogramme zu vermarkten. Eine klassische Win-Win-Situation für unternehmensnahe Dienstleister und deren Kunden.
Letztlich zahlen sich die Anstrengungen aus: Mit diesem neuentwickelten Service unserer Wirtschaftsförderungen konnten allein in den letzten 18 Monaten rund 400 Digitalisierungsprojekte mit über einer Million Euro Fördergeld und 2,5 Millionen Euro Investitionssumme in der Region realisiert werden. Wir haben natürlich schon daran geglaubt, dass unsere Idee funktionieren kann, aber dass sie derart erfolgreich sein wird, hat uns selbst überrascht.
Vielen Dank für das tolle Interview und die interesssanten Einblicke in Ihr Projekt, Herr Bialasinski!
Sie wollen mehr zum Förderprojekt Bedarfsorientierte Digitalisierungsansätze für Kleinst- und Kleinunternehmen (DigiKuK) erfahren ? Kontaktieren Sie uns oder Matthäus Bialasinski direkt unter: matthaeus.bialasinski@kreis-mettmann.de
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Kreis Mettmann.
Matthäus Bialasinski
Bei Fragen zum Förderprojekt „DigiKuk“ der Region Düsseldorf – Kreis Mettmann wenden Sie sich gerne an uns oder direkt an unseren Interview-Experten Matthäus Bialasinski unter matthaeus.bialasinski@kreis-mettmann.de